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Tag 5: Kibo Huts (4703 m) – Uhuru Peak (5895 m) – Horombo Huts (3720 m)

Freitag, 2.Dezember 1994

Obwohl es erst halb ein Uhr nachts ist, braucht niemand einen Wecker, richtig geschlafen hat sicher keiner. Gegen ein Uhr verlassen wir die Kibo Huts. Es ist ziemlich kalt, beim Bergaufgehen wird uns aber schnell warm. In kleinen Serpentinen schlängelt sich der Weg den langen Rücken des Kibo hinauf. Auf dem gerölligen Untergrund läuft es sich oft wie auf einem Kohlenberg: zwei Schritte vorwärts, einer zurück.

Unser Guide Simon, Detlev und ich setzen uns wieder an die Spitze. Wir kommen an der Hans Meyer Cave (5200 m) vorbei und erreichen bei Sonnenaufgang den Gilman’s Point (5685 m). Je höher wir kommen, desto schwerer fällt das Atmen. Und die Luft ist eisig kalt. Auf den letzten zweihundert Höhenmetern steigt der Weg nur noch mäßig an. Dann erreichen wir den höchsten Punkt, den Uhuru Peak (5895 m). Wir sind am Ziel. Und wir haben Glück, der Gipfel ist frei von Wolken, uns bietet sich ein atemberaubender Blick. Die Gletscher würde man eher in der Antarktis vermuten denn auf dem Dach Afrikas.

So schön es hier oben ist, die Kälte zwingt uns bald zur Umkehr. Vor allem Simon friert sichtlich. Wenigstens hat er ordentliche Bergschuhe, viele von den Trägern sind mit Gummistiefeln unterwegs.

Irgendwo auf dem Gipfelgrat kommt uns der Rest der Gruppe entgegen. Sie werden später berichten, dass sie dichten Nebel hatten, der ihnen jede Sicht verwehrte. Wir hatten wirklich großes Glück, im richtigen Zeitfenster oben gewesen zu sein.

Beim Abstieg über den langen Rücken des Kibo bekomme ich leichte Kopfschmerzen, zum Glück die einzigen Anzeichen einer Höhenkrankheit. Allerdings hab ich mir die Fingerspitzen erfroren, das nachfolgende Taubheitsgefühl wird mich noch ein paar Wochen lang begleiten.

Wir kommen an den Kibo Huts vorbei, steigen aber weiter ab bis zu den Horombo Huts, später werden wir dort auch unsere Freunde wiedertreffen. Erst jetzt wird uns richtig bewusst: das Abenteuer Kilimanjaro ist vorüber.

Und mir fällt Reinhard Karls Satz ein: “Wirklich oben bist du nie.“


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